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Was ist anarchie?
 
Gewald, Mord, Totschlag order Gesetzlosigkeit, rauben... plündern... Chaos!
Nicht selten hört man, dass Anarchie mit diesen Worten beschrieben wird.

Ich würde sagen, dass all diese Worte hervorragend dazu geeignet sind, um den Leuten klar zu machen, was Anarchie bedeutet.
Denn am einfachsten fängt man mit der Erklärung an, wenn man festlegt, was Anarchie alles nicht ist. Diese Dinge, die ihr in der ersten Zeile lesen könnt haben alle nichts oder nicht viel mit Anarchie zu tun.
Der Anarchist bezeichnet Anarchie als eine freie und friedliche Form des Zusammenlebens. Ohne den Staat und seine Instrumente wie Polizei oder Gericht.

"Anarchie ist die höchste Form der Freiheit!" hört man häufig aus den Mündern von überzeugten Anarchisten. Aber wie genau stellen sich diese Menschen das Zusammenleben vor? Anarchie bedeutet übersetzt so viel wie "Herrschaftslosigkeit" oder "ohne Führer".
Wie aber sollen viele Menschen friedlich zusammenleben, wenn es nicht mal mehr Gesetze gibt? Und das ist auch schon der erste Punkt:

Anarchisten sind zwar für die Abschaffung der herkömmlichen Gesetze, dennoch gibt es in einer Anarchie klare Regeln. Die Menschen neigen in der heutigen Zeit dazu, für alles Gesetze und Regeln aufzustellen. Dadurch, dass ein neues Gesetz "gemacht" wird, entstehen wieder neue Situationen, daher sind wieder neue Gesetze nötig. Es wird also eine endlose Kette. Es werden immer mehr und kompliziertere Gesetze gemacht. Ganz entscheidend dabei ist, dass auf die Bedürfnisse des Einzelnen keine Rücksicht genommen wird.

In einer Anarchie wird in erster Linie gelebt, ohne die Freiheit des anderen einzuschränken.
Das ist sozusagen die "Hauptregel" der Anarchie. Jeder hat ein Recht auf Individualität und Freiheit. Jeder kann so leben wie er es will aber stets, ohne die Freiheit seiner Mitmenschen einzuschränken.

Aber wenn es all die Gesetze nicht mehr gibt, warum sollten sich die Menschen dann daran halten? Nun ja, Gesetze sind an Strafen gebunden. Menschen die gegen das Gesetz verstoßen, werden z.B. mit einer Haftstrafe bestraft. Kann diese Haftstrafe das bereits geschehene Verbrechen rückgängig machen? Natürlich nicht. Gehen wir davon aus, dass der Inhaftierte seine Strafe also abgesessen hat und wieder auf freien Fuß kommt. Was passiert jetzt? Deutlich über ein Drittel aller Verbrechen in Deutschland geschehen aufgrund von finanziellen Problemen. Der Straftäter wird also entlassen und muss sich ein neues Leben aufbauen. Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, dass es dabei Probleme gibt. Das fängt schon bei der Arbeitssuche an. Zum einen gibt es nicht sehr viele Betriebe, die vorbestrafte Mitarbeiter wollen. Zum anderen war der Betroffene lange nicht mehr in seinem Beruf tätig und hat Probleme, sich wieder zurecht zu finden. Gerade in einem kapitalistischen System haben Unternehmen kein großes Interesse, solchen Menschen Chancen zu geben. Klar, dass der Bewerber ohne Vorstrafen vorgezogen wird.

Der Kreislauf beginnt also von vorne. Keine Arbeit, kein Geld, keine Zukunft. Stehlen um zu überleben und schließlich wieder Knast. Das ist keineswegs aus der Luft gegriffen sondern bittere Realität. Sicher ist das nur ein Beispiel, aber häufig läuft es so ähnlich ab.

Zweites Problem ist das Geltungsbedürfnis der Menschen in unserem System. Mit teuren  Produkten werden künstliche Bedürfnisse geweckt, die eigentlich gar nicht existieren. Egal, ob es um Markenkleidung, protzige Autos oder sonstige Luxusgüter geht.
Das fängt schon auf dem Schulhof an.

Wie sieht es in einer Anarchie mit solchen Gütern aus?
Ganz einfach, es wird sie in dieser Form nicht geben. Und das beste daran ist, dass sie auch niemand vermissen wird. Da wären wir auch schon bei der so genannten Bedarfsproduktion angelangt. Die Anarchisten sprechen von einer Art Tauschhandel ohne Geld. Ja, richtig gelesen - ohne Geld!
Vorraussetzung hierfür ist, dass es kein Privateigentum an Produktionsanlagen gibt. Die Menschen arbeiten für ihre Gemeinschaft. Ein einfaches Beispiel:

Der Bäcker möchte, dass sein Sohn zur Schule geht. Der Lehrer unterrichtet also den Sohn des Bäckers. Der Lehrer braucht Brot, er holt sich vom Bäcker so viel Brot, wie er braucht. Das gleiche funktioniert natürlich auch mit dem Schlachter oder dem Uhrmacher. Die Arbeit ist dadurch nicht mehr fremdbestimmt. Es wird für die Gemeinschaft gearbeitet. Ohne Staat, ohne Geld, ohne Chef. Es gibt keine privaten Produktionsstätten, in denen Arbeiter ausgenutzt werden, in denen möglichst viel produziert werden soll, um möglichst hohe Gewinne zu erzielen. Warum sollte sich der Uhrmacher mehr Brote vom Bäcker holen als er und seine Familie essen können? Was sollte er damit tun? Sie vergammeln lassen? Verkaufen? Jeder, der aufmerksam gelesen hat, wird merken, dass das keinen Sinn ergeben würde. Wer würde ihm die Brote abnehmen? Jeder, der welches braucht, kann es sich selber vom Bäcker holen. Und was sollten ihm die Leute für sein Brot geben? Das, was er sich selber beschaffen könnte, wenn er es braucht? Völliger Unsinn also!

Was ist mit den Leuten, die nicht arbeiten gehen wollen, die lieber zu Hause rumhängen?
Nun, Gegenfrage: Wie viele wird es davon in einer Anarchie noch geben? Wer längere Zeit ohne Beschäftigung war, weiß wie langweilig und zermürbend das sein kann. Unter herkömmlichen Bedingungen ist der Arbeitsalltag nicht besonders angenehm. Früh morgens klingelt der Wecker, der Chef meckert, der Arbeiter wird unter Druck gesetzt. Massenproduktion, Gewinnmaximierung etc. Am Ende des langen Arbeitstages ist der Arbeiter gestresst. Er hat häufig nur als Sklave in einem großen Unternehmen gedient. Er hat selber nicht viel von der geleisteten Arbeit. Monatlich erhält er seinen Lohn für die Arbeit. Oder besser gesagt, nur einen (relativ kleinen) Teil davon. Der andere Teil geht an den Staat. Steuern werden als "Preis für die Zivilisation" bezeichnet. Doch wie wir gesehen haben, ist es nicht nötig dafür zahlen zu müssen. Schon gar nicht an jemanden, der die Interessen der Einzelnen nicht kennt oder kennen will. In einer Anarchie wird nicht beherrscht. Keine Macht für Niemanden! Jeder ist sein eigener Herr, ein wahrlich herrlicher Gedanke...

"Was ist aber, wenn es dennoch Leute gibt, die nicht für die Gemeinschaft arbeiten wollen?"
Diese Frage habe ich schon häufig gehört.
Sollte diese Art des Zusammenlebens von Einzelnen ausgenutzt werden, ohne dass diese ihren Anteil dazu leisten, kann sich ja nicht staatlicher Instrumente bedient werden, da es diese in einer Anarchie nicht gibt.
Denkbar wäre hier eine "Verbannung" aus seiner Kommune. Derjenige darf also nicht mehr an diesem Tauschhandel teilnehmen. Der Bäcker wird ihm kein Brot mehr zur Verfügung stellen usw. Möglich wäre, dass er zu einer anderen Kommune geht. Aber auch dort wird er nicht lange gut leben können, wenn er sich nicht beteiligt. Es bleibt dem Einzelnen nicht viel übrig, als seinen Teil dazu zu leisten. Es wird auch in einer Anarchie immer nötig sein, für das eigene Wohl zu arbeiten. Das bleibt nicht aus. Allerdings wird der Arbeitsalltag angenehmer ablaufen. Die Arbeitszeit kann realtiv frei eingeteilt werden. Niemand muss verhungern wenn jemand mal ein paar Tage zu Hause bleibt. Durch moderne Produktionsanlagen und -verfahren kann die Arbeit angenehm gestaltet werden. Es liegt nicht der Druck auf den Arbeitern, wie in einem kapitalistischen System, in dem es um hohe Gewinne und möglichst kostengünstigte Produktion geht.
Die Menschen wissen, wofür sie arbeiten!

Es gibt also weder Staat, noch Polizei, noch herkömmliche Gesetze, wie wir sie aus einer Demokratie kennen. Selbstverwaltung heißt das Stichwort!
Sicher kennt der eine oder andere den Begriff "Räterepublik". Eine Anarchie basiert auf Absprachen und Kommunikation. In der heutigen Gesellschaft sind diese Dinge stark verkümmert.
Nehmen wir einmal an jemand parkt die Ausfahrt seines Nachbarn zu. Der Nachbar ruft die Polizei, die ruft den Abschleppwagen. Es entsteht ein kleiner Krieg am Gartenzaun. Dabei können Probleme wie diese durch mehr Kommunikation und Absprache sicher schon von vornherein vermieden werden.

Nun aber zurück zur Räterepublik. Die Bildung von Räten ist eine sehr wichtige Sache. Zu einem Rat gehören Leute, die alle von einer bestimmten Situation betroffen sind. Zum Beispiel gibt es einen Rat der Landwirte. Alle Landwirte einer eingegrenzten Region sprechen und beraten über Dinge, die speziell sie betreffen. Es könnte z.B. über das Anlegen von neuen Feldwegen gesprochen werden, die die Bauern benötigen um zu ihren Feldern zu kommen. Natürlich ist es nicht möglich alle Personen eines bestimmten Bereiches zu einem Rat zusammenzufassen, wenn eine sehr weite Region betroffen ist. Für diesen Fall können Vertreter aus allen Kommunen gewählt werden, die die Interessen ihres Bezirks vertreten.

Wie man unschwer erkennen kann, hat also eine Anarchie nichts mit Chaos zu tun. Aber warum reden so viele Menschen von Chaos wenn es um Anarchie geht? Woher kommt diese falsche Meinung?

Eins ist klar, der Staat hält nicht viel von Anarchisten und ihren Vorstellugen einer freien Gesellschaft. Von Kapitalisten und überzeugten Demokraten wird daher seit Ewigkeiten schon versucht, Anarchie als etwas negatives hinzustellen. Uns wird gesagt, dass wir wählen gehen sollen. Uns wird gesagt, dass wir uns an die bestehenden Gesetze halten sollen.
Es besteht logischerweise kein Interesse von Seiten des Staates, die Leute über die wahre Bedeutung von Anarchie aufzuklären. Es würden zu viele Bürger Gefallen daran finden...